Was ist nicht hilfreich für Gewaltüberlebende?
Vergebungsaufforderungen an Missbrauchsopfer
“Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein” – an dieses Bibelwort wird gerade in christlichen Kreisen immer wieder erinnert. Es ist geeignet, Missbrauchsopfer zum Schweigen über das Erlittene und die Folgen zu bringen. Denn auch sie wissen natürlich, dass sie Menschen mit Fehlern, Macken und Kanten, “SünderInnen”, sind. Auch in christlichen Kreisen wird Missbrauchsopfern vorgehalten, ihr Leid hätte seine Ursache in ihrer Vergebungsunwilligkeit (vgl. youtube.com - Triggergefahr!). Damit wird die Ursache des Leides – die oft jahrelang als Kind oder Jugendliche erlittene Gewalt – unsichtbar gemacht und dem Opfer die Schuld an seinem Leid aufgebürdet. Für die Zuschauer ist das geschickt: Sie können das mit der vermeintlich eigenen Schuld am Leid belastete Opfer allein lassen. Und die Zuschauer müssen sich nicht mit den Tätern auseinandersetzen. Täter gibt es überall, auch im eigenen Bekannten- und Freundeskreis, womöglich in der eigenen Familie – das wäre kaum auszuhalten, wenn man diesen Gedanke zuließe. Allerdings gehört es zur Realität: Opfer sind überall, Täter auch. | Christlich-esoterisches oder christlich-fundamentalistisches Denken
Missbrauchsopfer werden mit unterschiedlichen Angeboten aus christlich-esoterischem oder christlich-fundamentalistischem Denken und Glauben konfrontiert. Beide Vorstellungswelten können für Gewaltüberlebende vergleichbare Folgen haben. Am Ende sind die Opfer schuld, dass ihnen Gewalt geschah und dass die Folgen anhalten: Sie denken oder glauben falsch; sie wenden Techniken und Hilfsmittel, die ihnen die Folgen von Traumatisierung durch Menschengewalt wegnehmen sollen, falsch an; sie sind nicht bereit oder nicht fähig, den Tätern zu vergeben. Opfermythen und -beschuldigungen
Die Wahrheit hat es schwer, sich gegen Mythen durchzusetzen. Opfermythen und Opferbeschuldigungen bringen Betroffene zum Schweigen. Wenn das Leben Betroffener erleichtert werden soll, braucht es viele Menschen, die den Mythen und Beschuldigungen öffentlich widersprechen.
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