Die Legionäre Christi
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Der Gründer der Legionäre Christi, Maciel Marciel Degollado, hat über sechs Jahrzehnte Kinder und Jugendliche missbraucht, darunter seine eigenen beiden Söhne. Der Präfekt der Ordenskongregation, Kardinal Bráz de Aviz erklärte 2019, dass dem Vatikan bereits 1943 erste Dokumente über das Missbrauchsverhalten Degollados vorlagen. Aviz macht das vatikanische Staatssekretariat für die „mafiösen Vertuschungsmanöver“ verantwortlich.
Weitere Anschuldigungen gab es im Vatikan 1956. U.a. hatten fünf mexikanische Bischöfe sich Ende August 1956 an den Vatikan gewandt und beklagt, Maciel würde Sodomie mit jungen Ordensangehörigen praktizieren. Es kam damals zu einem kirchlichen Gerichtsverfahren, u.a. wegen Drogenmissbrauch Degollados. Der Angeklagte wurde frei gesprochen. 1978 und 1989 hat der amerikan. Psychologieprofessor Juan Vaca, früher selbst Präsident der Legionäre Christi, an Papst Johannes Paul II. geschrieben und von seinem Missbrauch berichtet. Eine Antwort erhielt er nicht. Eine weitere Klage wurde 1999 (oder 1997?) im Vatikan eingereicht von 20 ehemaligen Seminaristen, die früher hochrangige Legionäre waren und heute angesehene Anwälte, Hochschullehrer, Ingenieure sind. Die von Kardinal Ratzinger eingeleitete Untersuchung wurde 2002 wieder abgebrochen. Erst im Sommer 2005 wurden die Vorwürfe aufgegriffen - 50 Jahre nach den ersten Anzeigen. Weder Papst Johannes Paul II. noch Kardinal Ratzinger als Chef der Glaubenskongregation hatten ein Interesse daran, die Verbrechen des Ordensgründers der Legionäre Christi aufzudecken. Sie warteten, bis sie auf den fragilen Gesundheitszustand des Beschuldigten hinweisen konnten und 2010 eine "Strafe" verhängten: Ein Leben in Zurückgezogenheit.
Quellen: imprimatur
Tagesanzeiger.ch
Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon
Papst Benedikt: "I am not so informed"
21.12.2019 Die Legionäre Christi haben eine interne (!) Untersuchung der Missbrauchsfälle seit 1941 vorgelegt. Dem Gründer Marcial Maciel werden mindestens 60 minderjährige Opfer zugeschrieben. Insgesamt wurden 175 Minderjährige Missbrauchsopfer von 33 Priestern der Legionäre. Die 33 Priestertäter machen 2,5 % aller 1.353 seit 1941 geweihten Priester des Ordens aus. Sechs Täter seien gestorben, acht in den Laienstand versetzt worden, einer sei aus dem Orden ausgetreten. Den 18 in der Kongregation Verbliebenen sei der Kontakt mit Minderjährigen verboten; vier üben den Dienst als Priester mit Einschränkungen aus, 14 dürfen das Priesteramt nicht mehr öffentlich ausüben.
Quellen: DLF katholisch.de
17.2.2020 Der Sohn von Yolanda Martínez wurde als Zwölfjähriger von dem Priester Vladimir Reséndiz Gutiérrez, einem Priester der Legionäre Christi, in einer Schule der Legionäre in Gozzano, Italien, sexuell missbraucht. Martínez rief Kardinal Valasio De Paolis, den vom Vatikan mit der Reinigung des Ordens der Legionäre beauftragten Vatikanbeamten an und berichtete ihm vom Umgang der Legionäre mit dem "Missbrauchsfall" ihres Sohnes. Die Legionäre hatten der Familie des Betroffenen 15.000 Euro angeboten, wenn der Sohn seine Aussage vor der Staatsanwaltschaft Mailand zurückziehen würde. De Paolis versicherte Yolanda Martínez, dass dieses Vorgehen in Italien üblich sei. Die Ankläger der Legionäre behaupten, dass Anwälte und Priester der Legionäre versuchten, die Justiz zu behindern und die Familie von Martínez zu erpressen. Sie wollten damit strafrechtliche Ermittlungen gegen den Priester Vladimir Reséndiz Gutiérrez beenden. Offensichtlich ist der 2017 gestorbene Kirchenrechtler De Paolis nicht gegen die vorgesetzten Ordensmitglieder vorgegangen, die Täter schützten. Auch Täter meldete er nicht den staatlichen Behörden; er weigerte sich, diejenigen, die zur alten Garde Maciels gehörten, abzusetzen und die Vertuschung der Verbrechen Maciels zu untersuchen. Der ehemalige mexikanische Priester Alberto Athié, der sich seit mehr als 20 Jahren für die Opfer sexuellen Missbrauchs durch den Klerus einsetzt, darunter auch für die Opfer der Legionäre, beschrieb das Vorgehen der Legionäre so: "Sie versuchen immer, die Opfer zu kontrollieren, sie kleinzuhalten, zu diffamieren und sie der Übertreibung zu beschuldigen." Wenn sie die gewünschte Kontrolle nicht erreichten, versuchten sie, die Eltern zu kaufen oder zum Schweigen zu bringen. Wenn auch dies nicht funktioniere, gingen sie vor Gericht und täten alles, um den Fall zu gewinnen, sagte Athié. Inzwischen kommen Opfer der Legionäre an die Öffentlichkeit und berichten über die Kultur der Legionäre, die auf Geheimhaltung und Vertuschung beruhe.
Quelle: apnews.com
27.2.2020 Die Legionäre Christi wollen den Kampf gegen Missbrauch "energisch fortsetzen". Das hat das Generalkapitel der Legionäre beschlossen. Dem Generalkapitel gehören 66 Legionäre an, unter ihnen mehr als ein Dutzend, die zur alten Garde des Gründers Maciel, eines Serientäters, gehören. Offensichtlich ist der 2017 gestorbene Kirchenrechtler De Paolis nicht gegen die vorgesetzten Ordensmitglieder vorgegangen, die Täter schützten. Auch gegen den neuen Vorsitzenden John Connor gibt es Vertuschungsvorwürfe.
Bereits Ende 2019 hatten die Legionäre von 33 Priestern der Gemeinschaft seit 1941 berichtet, die mindestens 175 Minderjährige sexuell missbraucht hatten. Christian Borgogno, ein früherer Priester der Gemeinschaft, kritisierte, dass die Legionäre versuchen, "die Schuld auf wenige zu konzentrieren und den Rest des Ordens weißzuwaschen".
Quelle: kathpress.at
29.2.2020 Der Gesandte des Vatikans, der die Legionäre Christi reformieren sollte, erklärte den Orden 2014 für "gereinigt". Papst Franziskus jedoch sagte, dass Opfer anderer Legionärspriester sich gemeldet haben, was darauf hindeute, dass eine Kultur des Missbrauchs weit über Maciel Degollados Verbrechen hinausging und eine Vertuschung auf hoher Ebene durch Vorgesetzte, die noch immer an der Macht sind, mit sich brachte.
Die Legionäre könnten zwar nicht leugnen, dass Maciel den Orden gegründet habe, aber "man könne ihn nicht mehr als ein nachzuahmendes Beispiel für Heiligkeit betrachten" - das dürfte ein Hinweis darauf sein, dass einige Legionäre immer noch Fotos Degollados, des Gründers, aufbewahren und seine Schriften lesen, weil sie ihn für einen lebenden Heiligen halten.
Der Missbrauchsskandal bei den Legionären verunreinigte das Vermächtnis von Johannes Paul II., da er und seine Unterstützer Beweise, die dem Vatikan seit den 1940er Jahren vorlagen, ignorierten.
Quelle: apnews
Rückblick auf das Leben Degollados zu seinem 100. Geburtstag. Der Rückblick unterschlägt, dass der Vatikan bereits 1943 erste Informationen über Degolladas Missbrauchsverhalten vorlagen.
17.2.2021 In Italien werden Priester der Legionäre Christi und ihre Anwälte beschuldigt, Opfern und ihren Familien nahegelegt zu haben, die Staatsanwälte über Missbrauchsfälle anzulügen. Der Bestechungsversuch geschah 2013, zu einer Zeit, als der Legionärs-Orden vom Vatikan einer Untersuchung unterzogen wurde. Die Staatsanwaltschaft behauptet, die Legionshierarchie in Italien und ihre Anwälte hätten der Familie des Opfers im Oktober 2013 15.000 Euro angeboten, wenn der Sohn sagen würde, er sei nicht von dem Legionärspriester Resendiz missbraucht worden und könne sich auch sonst nicht erinnern. Auch die Familie, die den Missbrauch angezeigt hatte, solle den Missbrauch nun leugnen. Die Familie verweigerte die Unterschrift. Daraufhin schlugen die Legionäre der Familie vor, sie könnten den Missbrauch anerkennen, müssten aber das Doppelte von 15.000 Euro zahlen, wenn sie die Vertraulichkeitsvereinbarung verletzen würde. Die Staatsanwaltschaft wertet das Vorgehen der Legionäre als Erpressungsversuch und Behinderung der Justiz. Die Skandale haben die Reform des Ordens in Frage gestellt, weil auch der zuständige päpstliche Delegierte an den Vertuschungen beteiligt war.
Quelle: NCR
Schönstatt-Bewegung
© pixabay - Bild von Pexels1.7.2020 Für den Gründer der Schönstatt-Bewegung Josef Kentenich läuft seit 1975 ein Seligsprechungsprozess. Nun wird bekannt, dass Schwestern der von Kentenich gegründeten Marienschwestern Vorwürfe systematischen Machtmissbrauchs und sexuellen Missbrauchs in einem Fall gegen Kentenich erhoben haben. Dies geht aus Dokumenten aus der Amtszeit von Papst Pius XII. (1939-1958) hervor. Vatikanische Visitatoren stufen die Vorwürfe als glaubwürdig ein. Kentenich werde in den Berichten um 1950 als hochgradig manipulativ und die Schwestern in ihrer Gewissensfreiheit planmäßig behindernd beschrieben. Der Vatikan schickte Kentenich 1951 ins US-amerikanische Exil. Paul VI. soll ihn 1965 rehabilitiert haben.
Quelle: katholisch.de
2.7.2020 P. Juan Pablo Catoggio,Präsident des Schönstatt-Werkes, schreibt, dass die Vorwürfe gegen den Gründer, P. Kentenich, in der Exilszeit von Kentenich überprüft worden seien und entkräftet wurden. Auch im Kontext des 1975 eröffneten Seligsprechungsverfahren seien die Vorwürfe erneut aufgegriffen und geklärt worden. Weder wäre das Exil beendet noch eine Unbedenklichkeitserklärung zur Eröffnung des Seligsprechungsverfahrens ausgesprochen worden, wenn es Zweifel an der moralischen Integrität von Kentenich gegeben hätte.
Quelle: schoenstatt.de
3.7.2020 Die Darstellung der Tagespost weist darauf hin, dass die Vorwürfe belegt und glaubwürdig sind. Siehe auch hier und hier.
7.7.2020 Das Bistum Trier will eine neue Historikerkommission einrichten, die die zugänglichen Unterlagen zu P. Kentenich prüfen sollen.
3.8.2020 Archivfunde belegen, dass der des Missbrauchs beschuldigte Schönstatt-Gründer Kentenich nie rehabilitiert wurde. Dies ist einem Schreiben des damaligen Präfekten der Glaubenskongregation, Joseph Ratzinger, an den Generalrektor der Pallottiner, Pater Ludwig Münz, aus dem Jahr 1982 zu entnehmen. Ratzinger schrieb u.a.: ""Die Glaubenskongregation ist nicht der Meinung, dass die Beanstandungen, die der Apostolische Visitator seinerzeit an Lehre und Tätigkeit P. Kentenichs machte, ein bedauerlicher Irrtum gewesen seien und auf falschen Informationen beruhten." Kardinal Alfredo Ottaviani soll 1971 als Präfekt der Glaubenskongregation Kentenich um Verzeihung gebeten haben für alles, was ihm angetan worden sei.
Quelle: katholisch.de
Kommentar: Warum das Bistum Trier ein Seligsprechungsverfahren für einen Mann, der des Machtmissbrauchs und des sexuellen Missbrauchs glaubwürdig beschuldigt wurde, einleitet, ist unverständlich. Ebenso unverständlich ist, warum eine Historikerkommission bis 2007 das Seligsprechungsverfahren betrieben hat, obwohl doch bereits 1982 von der Glaubenskongregation festgestellt wurde, dass Kentenich seine Macht missbraucht hat.
11.8.2020 Der Fall Kentenich - in die unklare Kommunikation zwischen dem Vatikan und der Schönstatt-Gemeinschaft war auch Kardinal Errazuriz involviert, dem Vertuschung sexuellen Missbrauchs in Chile vorgeworfen wird.
Quelle: katholisch.de
12.8.2020 Inzwischen tauchte im Fall Kentenich die Abschrift eines Briefs des Münsteraner Bischofs Joseph Höffner vom 24. Januar 1965 an "einige deutsche Bischöfe" auf, in dem Höffner schreibt: "Der Heilige Stuhl hat die einschränkenden Bestimmungen, denen H. H. Kentenich und das Schönstattwerk bisher unterstanden, aufgehoben." Bislang war ein Schreiben von Kardinal Ratzinger vom 2.4.1983 (!) bekannt, in dem Ratzinger als Präfekt der Glaubenskongregation eine Rehabilitierung Kentenichs zurückweist.
Quelle: katholisch.de
27.8.2020 Die nach der Öffnung des vatikanischen Archivs bekannt gewordenen Dokumente zur apostolischen Visitation des Schönstattwerks und des Gründers Josef Kentenich, die das Pontifikat von Papst Pius XII. (1939–1958) umfassen, waren nicht Gegenstand des Seligsprechungsverfahrens. In den Dokumenten ging es um Vorwürfe geistlichen Missbrauchs und eines Falles von sexuellem Missbrauch durch Kentenich. Der Seligsprechungsbehörde lagen lediglich die Aussagen Kentenichs zu den Vorwürfen vor.
Quelle: herder.de katholisch.de
26.10.2020 Alexandra von Teuffenbach legt eine Dokumentation über den Machtmissbrauch von Josef Kentenich, Gründer der Schönstattschwestern, über den von ihm initiierten und geförderten Personenkult und über seine Grenzüberschreitungen vor. Sie schreibt vor allem aus der Perspektive der Betroffenen. Der Trierer Historikerkommission, die im Auftrag des Bistums Trier die diözesane Phase zum Seligsprechungsverfahren betrieb, lagen diese Kenntnisse vor. Sie beendete 2007 ihre Arbeit, ohne die Aussagen so vieler Frauen über ihren Missbrauch durch Kentenich zu berücksichtigen und ohne ein Ergebnis.
„Vater darf das!“ Eine Archivdokumentation. Sr. M. Georgina Wagner und andere missbrauchte Schönstätter Marienschwestern. Eingeleitet und zusammengestellt von Alexandra von Teuffenbach, Bautz Verlag, Nordhausen 2020, Isbn 978-3-95948-494-7
Quelle: katholisch.de
28.10.2020 Dr. Bernd Biberger, Generaldirektor und Sr. M. Aleja Slaughter, Generaloberin der Schönstätter Marienschwestern, wehren sich gegen die Darstellung von sexuellem Missbrauch und Machtmissbrauch ihres Gründers Kentenich durch die Kirchenhistorikerin Alexandra von Teuffenbach: "Aussagen – auch wenn sie archiviert sind – stellen noch keine Fakten dar. Die Glaubhaftigkeit von Aussagen sowie eventuelle Motive, die zu einer Aussage führten, bedürfen einer umfassenden Untersuchung. Gründliche historische Forschung hat die verschiedenen Aspekte und Sichtweisen sowie den Gesamtkontext zu berücksichtigen, bevor sie zu einer Bewertung kommt. Die vorliegende Dokumentation lässt diese Arbeitsweise vermissen."
Quelle: s-ms.org
2.11.2020 Die Kirchenhistorikerin Alexandra von Teuffenbach weist die die Vorwürfe der Schönstätter Marienschwestern zurück, ihre Sammlung von Archivfunden über den Gründer Josef Kentenich sei einseitig. Das Archiv der Marienschwestern sei für wissenschaftliche Forschung verschlossen. Von Teuffenbach berichtet, dass die von ihr dokumentierten Aussagen und ähnliche Fälle in keiner Veröffentlichung der Schönstatt-Bewegung erwähnt werden. Unterlagen darüber müsse es geben, weil die ausgetretenen Schwestern ihren Austritt schriftlich begründen mussten. Anders als in der Stellungnahme des Schönstatt-Generalpräsidiums dargestellt sei die Veröffentlichung rechtlich zulässig. Das Generalpräsidium hatte behauptet, dass niemand befugt sei, Zeugenaussagen zu veröffentlichen. Zeugen unterlägen bezüglich ihrer eigenen Aussagen nicht der Geheimhaltungspflicht. Von Teuffenbach fragte auch, wie der Generalpräsident Catoggio sagen könne, dass die Aussagen im Seligsprechungsprozess "in ihrer Bedeutung ausgewertet und ernst genommen" wurden, wenn eine solche Bewertung doch nur den zur Geheimhaltung verpflichteten Beteiligten am Seligsprechungsverfahren möglich sei.
Quelle: katholisch.de
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